Wir verstehen uns als AnarchistInnen in dem Bewusstsein, dass es einen Mustertypus nicht gibt und nie geben kann. Wir sind nicht fertig: Weder als Menschen jetzt, noch in dem Bild der Menschen, die wir sein wollen. Illusionsfrei begreifen wir, dass es kein Patentrezept gibt, das durch die herrschenden Verhältnisse erzeugte Leid zu beenden, weigern uns aber zu resignieren oder in simplen Phrasen Zuflucht zu suchen. Uns einigt dabei die Wut auf jede Form von Herrschaft von Menschen über Menschen. Die Wut auf ein Gesellschaftssystem, welches von der Logik der Herrschaft durchwachsen ist. Viele AnarchistInnen stellen das Mensch-Tier-Verhältnis nicht als Herrschaftsverhältnis in Frage. An diesem Punkt gibt es bei uns keinen Konsens, denn nur ein Teil von uns ist ebenfalls über die Herrschaft von Menschen über Tiere wütend und versucht herrschaftsfreies Leben – so weit wie möglich – auch in dieser Hinsicht, im Hier und Jetzt umzusetzen. Scheinbar untrennbar von der menschlichen Natur werden uns Kapitalismus, Leistungsdenken und Ignoranz von einer konformistischen Maschinerie aus Staat, instrumentalisierter und instrumentalisierender Religion und Patriarchat aufgezwungen. Wir spüren ihre Ranken. Wie sie versucht unsere Herzen zu umschlingen, unsere Gedanken zu vernebeln und wissen, dass wir in einem solchen System niemals frei sein können. Deswegen widersetzen wir uns. Deswegen lehnen wir die bestehenden Verhältnisse in aller Konsequenz ab und deswegen sind wir auch intolerant gegenüber all diesen Kräften. die unsere Freiheit beschneiden. Allein können wir das jedoch nicht schaffen; ein Schrecken kann nicht allein gebannt werden: Wir brauchen andere, in denen sich unser Handeln spiegelt. Die uns reflektieren, an denen wir und unsere Ideen wachsen, mit denen wir gemeinsam nach dieser Utopie streben können. Wir wissen darum, dass wir in dieser Gesellschaft sozialisiert werden und deren Verhältnisse teilweise reproduzieren. Wir wollen daher eine Gruppe sein, die versucht (daraus) auszubrechen und die bestehenden Verhältnisse als Ganzes umzuwälzen. Wir laden alle ein diesen Traum von einer herrschaftsfreien Gesellschaft mit uns zu träumen. Die Ideale welche aus ihm erwachsen zu verteidigen, ihn prächtiger, farbenfroher und schöner zu gestalten. Darüber hinaus müssen wir erlernte Akzeptanz der Herrschaftsstrukturen verlernen und die etablierten Verhältnisse bekämpfen. Denn Herrschaftsverhältnisse können nicht hinwegphantasiert werden, die Werkzeuge, um diesen Gesellschaftsbau abzureißen, müssen nicht nur erdacht, sondern auch konstruiert und verwendet werden.