Jahresbericht 2019

Wie schon im letzten Jahr, wollen wir auch dieses Mal am Jahresende einen Blick zurückwerfen auf unsere Aktivitäten und das politische Feld in dem wir uns bewegt haben.

fff

Anfang des Jahres etablierten sich bundesweit die Fridays for Future Demonstration. Auch in Dortmund tat sich etwas, so riefen einige junge Menschen für den 18. Januar zu einer ersten Kundgebung auf. Nach zwei Kundgebungen (und einer unangemeldeten Demonstration) bildete sich eine Ortsgruppe die von nun an jeden Freitag eine Demonstration durch die Innenstadt organisierte. Wir waren dabei auch regelmäßig am Start, haben zahlreiche Demonstrationen mit einer Lautsprecheranlage unterstützt, ein Flugblatt zu den Klimastreiks geschrieben und zu einem offenen Diskussionstreffen eingeladen. Ab und an entstand auch spontan ein kleiner antikapitalistischer Block bei den Demos. Nach dem Sommer zeigte sich, dass die Zahl der Teilnehmenden langsam schrumpfte. Ausnahmen waren die beiden Großdemonstrationen im September und November mit mehreren tausend Teilnehmenden. Dennoch hielt die Dortmunder Gruppe bis Ende November mit ihrem Wochenrhythmus durch, seit dem Dezember gibt es nun nur noch monatliche Demonstrationen. Allerdings sind dabei auch noch die Dortmunder Parents for Future zu nennen, die ebenfalls schon seit dem Frühjahr monatlich demonstrieren.

Ende Februar gründete sich aus unserer Gruppe heraus das offene feministische Cafe „Cafem“. Zur ersten Veranstaltung mit Kirsten Achtelik, die aus ihrem Buch zu den Themen Pränataldiagnostik, Behinderung und Abtreibung berichtete, fanden sich direkt fast 30 Menschen im Black Pigeon ein. Auch die folgenden Veranstaltungen, unter anderem zu schwarzem Feminismus, Weiblichkeit im Klassenkampf und zum Konzept „radical Softness“ waren allesamt gut besucht. Im Laufe des Jahres schlossen sich auch Menschen außerhalb unserer Gruppe dem Cafem-Kollektiv an und mittlerweile ist die Gruppe komplett unabhängig von den Strukturen der AGDo. Das ist eine gute Entwicklung und die ersten Veranstaltungen für 2020 sind in Vorbereitung.

1mai

Das Frühjahr stand dann ganz im Zeichen der Planung für die diesjährige anarchistische 1. Mai Demonstration. Diese organisierten wir gemeinsam mit der Anarchistischen Gruppe Essen und der Schwarzen Ruhr Uni Bochum. Es fanden sich wie im Vorjahr wieder etwa 250-300 Leute ein. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass viele Menschen sich dem wichtigen Protest in Duisburg gegen die Nazis angeschlossen haben, und daher nicht rechtzeitig zu unserer Demo da waren. Passend zur Europawahl demonstrierten wir unter dem Motto „Klassenkampf statt Wahlspektakel“. Unsere Route verlief dabei vom Westpark in Richtung Innenstadt, mit einer Zwischenkundgebung beim Hauptbahnhof bis ins Dortmunder Hafenviertel, wo eine Abschlusskundgebung am Black Pigeon folgte. Zum gemütlichen Ausklang gab es dann noch warmes Essen und Musik. Insgesamt ein gelungener Tag, im Vergleich zum Vorjahr zeigten sich jedoch die Cops unentspannter, so wurde die Demonstration mehrmals aus nicht nachvollziehbaren Gründen angehalten. Dabei wurden Personen rausgezogen, die ihre Personendaten abgeben mussten.

Neben einigen anderen Redebeiträgen gab es bei unserer anarchistischen 1. Mai Demonstration auch einen Auftritt von „Niemand“. Wir haben die Wahlkampfkandidatin Niemand zur Europawahl aufgestellt, da sie sich um alle wichtigen Themen unserer Zeit kümmern möchte. Unter anderem will Niemand den Rechtsruck stoppen, Niemand das Klima retten und Niemand das Patriarchat abschaffen. Niemand war Teil unserer diesjährigen Anti-Wahl Kampagne zur Europawahl, neben dem oben genannten Auftritt gab es noch eine Veranstaltung zur Wahlkritik, ein Kennenlerntreffen und eine aktualisierte Broschüre zur Thematik („Gegen die Illusion der Wahlen“). Außerdem tauchten – wie sich das für einen Wahlkampf gehört – auch etliche Plakate von Niemand in Dortmund auf. Zudem zeigte sich Niemand mit mehreren Infoständen bürgernah und präsentierte sich zusätzlich auch auf Twitter mit einem eigenen Account.

parkfest

Nach der Demo zum 1. Mai wollten wir auch in diesem Jahr wieder ein anarchistisches Parkfest im Blücherpark veranstalten. Dazu haben wir uns einen Samstag im Juni ausgeguckt. Es gab wieder ein Musikprogramm mit verschiedenen Acts, etliche Infostände von unterschiedlichen Gruppen oder Einzelpersonen, einige Essenstände und viele Spielmöglichkeiten für die Kinder. Bis auf kleine Kritikpunkte sind wir absolut zufrieden mit der Umsetzung. Das Fest war nochmal ein bisschen größer als im Vorjahr. Dabei war besonders schön, dass dieses Mal deutlich mehr Angebote für die Kinder vorhanden waren. An dieser Stelle auch nochmal einen herzlichen Dank an Alle, die bei unserem Parkfest mitgewirkt haben. Ohne die zahlreiche Hilfe die wir erhalten haben, wäre dieses Fest nicht möglich gewesen. Kleiner Spass am Rande: Die CDU hats verschlafen und fühlte sich dann einige Tage später genötigt per Anfrage in der Bezirksvertretung nochmal nachzuhorchen, ob auch alle Ordnungs- und Gesundheitsrechtlichen Maßnahmen kontrolliert wurden und was dafür getan wird, den Anarchist*innen die freiheitlich-demokratische Grundordnung näher zu bringen.

vsd

Nach einigen ruhigeren Wochen stand dann Anfang August mit dem Vegan-Street-Day nochmal eine etwas größere Veranstaltung auf dem Programm. Der VSD fand neben der Dortmunder Reinoldikirche statt. Dabei organisierte die AG Total Liberation, eine Arbeitsgruppe innerhalb unserer Gruppe, einen nicht-kommerziellen Bereich. In diesem war unsere Gruppe gemeinsam mit dem Black Pigeon, Cafem, dem Infoladen Wuppertal, den anarchistischen Tierbefreier*innen Dortmund & Bochum und weiteren Projekten vertreten. Unser Beitrag als Gruppe war ein großer Essenstand, der sich im Laufe des Tages schnell leerte. Ebenfalls Teil des nicht-kommerziellen Bereichs war eine Bühne, auf der über verschiedene Themen berichtet und Kinderprogramm geboten wurde.

Zu Herbstbeginn startete dann die Dortmunder Naziszene eine große Jammertour durch die Nordstadt. Vorrausgegangen war dem, dass verschiedene Akteure gemeinsam mit der Polizei mehrere große Nazi-Grafitis entfernt hatten. Die darauffolgende einkalkulierte Provokation der Nazis mit ihren insgesamt sieben Aufmärschen führte zu großem Protest innerhalb der Nordstadt. Anfangs gelangen noch Blockaden, die jedoch mit der Zeit aufgrund riesiger Polizeiaufgebote nicht mehr möglich waren. Nach einer dieser Blockaden wurde – entgegen der Worte des Polizeipräsidenten Lange – eine Personalienfeststellung durchgeführt. Dafür fanden sich andere Protestformen, unter anderem organisierten Menschen aus der Nordstadt spontan eine Demo vom Borsigplatz zum Hauptbahnhof, zu der etwa 700 Menschen kamen. Außerdem erwähnenswert ist sicher auch das kurzfristig von Anwohner*innen geplante und durchgeführte Nachbarschaftsfest auf dem Nordmarkt. Wir waren bei alldem auch irgendwie mitten drin und haben uns verschiedenartig bei den Gegenprotesten eingebracht, teilweise waren ja auch Gegenkundgebungen direkt am Black Pigeon angemeldet, da die Nazis durch das Hafenviertel zogen. Irgendwann war der Spuk dann vorbei, die daraus entstandenen neuen Vernetzungen innerhalb der linksradikalen Szene in Dortmund und die vielen neu dazugekommenen Leute werden aber bleiben.

Was war sonst noch? Wir bespielen weiterhin jeden Dienstag von 17-19 Uhr das Black Pigeon. Die Veranstaltungen sind wie gewohnt sehr unterschiedlich, von Spielenachmittag, über Quiz und Diskussionsrunde bis hin zu Vorträgen war wieder alles dabei. Ein paar Sachen die nicht so gut liefen gab es auch, so waren die anarchistischen Wanderungen, die wir gemeinsamen mit Aktiven von die plattform organisierten, nicht mehr gut besucht. Auch die ein oder andere Veranstaltung floppte, aber das gehört wohl irgendwie auch dazu.

Was unsere Gruppe an sich betrifft, können wir sagen, dass im Laufe des Jahres wieder einige neue Menschen dazugekommen sind. Leider haben auch ein paar Menschen aus unterschiedlichen Gründen die Gruppe verlassen. Einige davon treffen wir aber erfreulicherweise noch ab und zu in unserem (anarchistischen) Umfeld an 🙂
Ansonsten gab es auch Intern einige Veränderungen, so haben wir z.B. unser Plenumskonzept verändert.
Ebenso noch eine Erwähnung wert sind die gemeinsamen Gruppenabende, die ab und an stattfanden und sicher ein guter Ausgleich zur gemeinsamen politischen Arbeit waren.

Für das kommende Jahr gibt es schon einige Ideen, die wir bald angehen werden. Eine davon ist die Fortsetzung der Anarchistischen Rundreise, bei der wir bereits Ende 2017 bzw. Anfang 2018 Anarchismus Einführungsveranstaltungen in Dortmunder Stadtteilen gemacht haben. Es gibt noch eine längere Liste mit Stadtteilen die wir noch nicht besucht haben. Das wollen wir bald ändern 😉
Ebenfalls wollen wir weiterhin offen sein für neue Menschen, die sich als Anarchist*innen verstehen oder mit der Idee des Anarchismus sympathisieren. Bei Interesse sind wir immer dienstags von 17-19 Uhr im Black Pigeon anzutreffen.

Das war unser diesjähriger Jahresrückblick. Der Form halber bleibt noch zu sagen, dass nicht alle unsere Aktivitäten im Bericht untergebracht wurden, da es sonst zu lang geworden wäre. Insbesondere kleinere Aktionen wurden nicht näher beschrieben. Wer nochmal im Detail nachlesen möchte was sonst noch so lief, dem sei unsere Homepage bzw. der Facebookaccount empfohlen. Ausserdem haben wir desöfteren mal unsere Kamera mitgenommen, so sind einige Video entstanden die ihr hier findet.

Ihr hört von uns,

Anarchistische Gruppe Dortmund im Dezember 2019